Karin Schwatinski

"Für uns ist es das Wichtigste, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Wir sehen sie nicht als Kranke, sondern einfach als Individuum mit all seinen Facetten."
Karin Schwatinski
Einrichtungsleitung Tagespflege
Seit wann sind Sie in der Einrichtung tätig – und was hat Sie hierher geführt?
Ursprünglich habe ich Kinderkrankenschwester gelernt. Ich bin allerdings schon seit 1992 in der Altenpflege tätig und habe im Jahr 2000 auch meinen Fachwirt für Altenhilfe gemacht. Danach musste ich mir jedoch aus gesundheitlichen Gründen meinen weiteren Werdegang überlegen. Denn die Arbeit mit älteren Menschen ist körperlich sehr schwer. Als ich dann aber das Angebot bekam, in der Tagespflege zu arbeiten, griff ich zu, da diese Arbeit physisch leichter zu stemmen ist. Auch nahm ich die Stelle an, weil ich schon immer das starke Bedürfnis hatte zu helfen. Nun bin ich seit dem 01.06.2008 in der Tagespflege. Beim DRK selbst bin ich übrigens schon viel länger, da ich früher im Kreiskrankenhaus arbeitete, das schließlich Teil des Deutschen Roten Kreuzes wurde.
Dass ich zusätzlich noch die Koordination des Betreuten Wohnens übernommen habe, dürfte jetzt etwa sechs Jahre her sein. Die Bewohner kannte ich damals schon, weil sie immer zum Mittagessen in unser Haus kamen. Ich mochte es, mich mit ihnen zu unterhalten, ihnen Sicherheit und Freude am Leben zu geben. Als dann meine Vorgängerin ausfiel, ging ich auf die Geschäftsführung zu und bot an, neben der Tagespflege auch noch das Betreute Wohnen zu leiten.
Was motiviert Sie persönlich an Ihrer Arbeit als Einrichtungsleitung?
Meine Arbeit ist sehr vielseitig. Gerade das hat mich von Anfang an gereizt. Ich konnte in dieser Position neues Fachwissen erwerben, kann feste Strukturen schaffen und einen schönen Tagesablauf für die Gäste gestalten. Dabei waren mir schon immer Respekt, Geduld und Mitgefühl wichtig. Ich möchte für das Wohlbefinden aller sorgen und Unterstützung geben, wo es sein muss. Viele Menschen haben im Alter mit Einschränkungen zu tun, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Mir ist es ein großes Anliegen, trotzdem Mut zu machen und dem Leben einen Sinn zu geben.
Dann habe ich natürlich auch die große Aufgabe, ein Team zu leiten. Hierfür muss ich vernünftige Strukturen schaffen, nach denen wir arbeiten können. Als Leitung versuche ich stets, das Team in die richtige Richtung zu lenken und immer wieder positiv zu stimmen. Für mich ist es vor allem wichtig, sich auszutauschen und gemeinsam Hand in Hand zu arbeiten.
Was tun Sie oder Ihr Team, damit sich Menschen bei Ihnen wohl und sicher fühlen?
Für uns ist es das Wichtigste, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Wir sehen sie nicht als Kranke, sondern einfach als Individuum mit all seinen Facetten. Unseren Gästen begegnen wir offen und nehmen uns Zeit für jeden einzelnen. Dazu gehört auch, dass wir jeden beim Namen nennen und seine guten wie schlechten Seiten kennen, wie sie jeder von uns hat. Vertrauen ist für unsere Arbeit in der Tagespflege besonders wichtig. Wir möchten ein Wirgefühl geben – alle sollen sich willkommen fühlen.
Der Fokus unserer Betreuung liegt auf den kognitiven Fähigkeiten: Wir wollen noch Vorhandenes erhalten und verbessern, wo es geht. Dazu haben wir in der Tagespflege die Möglichkeit, viele Beschäftigungsangebote zu gestalten und auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Für Männer beispielsweise ist es tendenziell ein bisschen schwieriger, Beschäftigung zu finden. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch sie sich bei uns wohl fühlen. Wir achten generell sehr auf Mitbestimmung, sodass jeder Gast Wünsche äußern kann: Der eine singt gerne, der andere bastelt lieber, der nächste mag Kochen und Backen. Dennoch schaffen wir es immer wieder, dass wir uns einig werden. Gäste sagen uns oft, was ihnen sehr viel Spaß gemacht hat – dann wiederholen wir diese Aktivitäten gerne. Wir veranstalten auch besondere Feierlichkeiten und unternehmen Ausflüge, die für viele allein nicht mehr möglich wären.
Wie würden Sie das Miteinander im Team beschreiben?
Als Leitung der Tagespflege habe ich den Vorteil, dass mein Team recht klein ist. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, sind sehr offen und ehrlich. Probleme werden besprochen und gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Wir arbeiten außerdem schon viele Jahre zusammen und haben keine große Fluktuation im Team.
Was würden Sie jemandem sagen, der einen Platz für einen Angehörigen sucht?
Wenn jemand zu mir kommt, begrüße ich denjenigen erstmal herzlich, bedanke mich für das Vertrauen und dafür, dass wir als Tagespflege in Erwägung gezogen werden. Ich frage auch nach den Gründen, weshalb eine Pflegeeinrichtung gesucht wird. Für Angehörige ist das grundsätzlich keine einfache Situation, die mit vielen Ängsten und Sorgen verbunden ist. Dann versuche ich, zu beruhigen. Ich betone, dass wir den Menschen sehen und nicht seine Krankheit. Angehörige sollen wissen, dass wir unser Bestes geben, von der Erkrankung abzulenken und Freude zu schenken. Ich möchte vermitteln, dass unsere Gäste es als sehr schön empfinden, unter Gleichaltrigen zu sein, sich auszutauschen und lachen zu dürfen – auch im Alter.
Ich informiere zudem umfassend über unsere Strukturen und Möglichkeiten in der Tagespflege. Gerne führe ich durch unsere Räumlichkeiten und selbstverständlich ist immer genügend Zeit für Fragen. Dafür nehme ich mir auch beim Aufnahmegespräch mindestens eine Stunde. Zusätzlich lade ich zu einem Schnuppertag ein. Die meisten entscheiden sich danach für uns und sagen sogar, sie wären im Nachhinein am liebsten schon viel früher gekommen. Auch nach der Aufnahme bleiben wir mit den Angehörigen im Austausch und werten die Situation regelmäßig gemeinsam aus.
Kurz gesagt: Ich bin glücklich, die Tagesgäste sind glücklich, meine Mitarbeiter sind glücklich – was wollen wir mehr?